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Der pensionierte Bankdirektor – inkognito mit Baseballmütze – und der junge Syrer sitzen zusammen. Aufmerksam hört der ältere Herr dem Jugendlichen zu, der als unbegleiteter Minderjähriger vor sieben Jahren nach Deutschland kam. Jetzt lernt er Elektriker, bald wird er seinen Gesellenbrief und einen festen Job haben. „Klasse gemacht“, bescheinigt der Bank-Nachbar. Auf der Wiese kicken mehrere Erwachsene mit Kindern, man jauchzt in verschiedenen Sprachen. Vom Buffet her duftet es orientalisch und nach Odenwälder Bratwurst – je nachdem, woher der Wind weht. Alle verstehen sich, jeder interessiert sich für den anderen.

So hat sich Ahmet Yeter das auch vorgestellt, als er vor drei Jahren den Verein „Begegnungsbrücke Weinheim“ ins Leben gerufen hat. Der Verein kümmert sich im wahrsten Sinne des Wortes um Begegnungen zwischen allen Menschen, die sich verstehen und gemeinsam sinnvolle Freizeit verbringen wollen, ganz ungeachtet von der Herkunft  – Weinheim ist für sie alle eine gemeinsame Heimat im Herzen.

Nach zwei Jahren Corona-Pause, als die Pandemie ausgerechnet Begegnungen schwierig machte, hat der Verein „Begegnungsbrücke Weinheim“ wieder seinen Betrieb aufgenommen – und weitere Partner und Freunde dazugewonnen.

Wie die BUND-Ortsgruppe Weinheim. Man hilft sich, das ist auch ein Motto des Vereins. So schwärmten Yeters Vereinsfreundinnen und – freunde neulich aus, um sich an der Pflegeaktion des großen BUND-Streuobstgartens oberhalb des Hauptfriedhofs zu beteiligen. So schnell schön und gepflegt war das Grundstück schon lange nicht mehr; es liegt wunderbar am aufsteigenden Hang Nächstenbachs, alte knorrige Bäume spenden Obst, wenn die Natur es will, und Schatten. Als Dankeschön stellte der BUND den Brückenbauern nun das Grundstück auch für ihr Sommerfest zur Verfügung. Stadträtin Elisabeth Kramer, BUND-Mitglied und OB-Stellvertreterin, stellte dabei die Brücke zur Stadt her.

Es war nicht die erste Aktion im Sommer, wie Ahmet Yeter stolz berichtete: Im Juni organisierten er und einige Vorstandsfreunde einen Besuch für Kinder im Mannheimer Technoseum. Jetzt soll das Vereinsleben weiter aktiviert werden. Interessant: Trotz der Coronapause ist die Zahl der Vereinsmitglieder ständig gestiegen. Das gibt den Gründern Hoffnung, dass noch mehr Weinheimerinnen und Weinheimer die gesellschaftliche Aufgabe des Aufeinander-Zugehens verstehen und leben – statt gesellschaftliche Spaltungen zu ertragen. „Begegnung wird immer wichtiger“, findet der Gründer und Vorsitzende.

Yeter selbst hatte sein Schlüsselerlebnis, als sein Haus vor einigen Jahren nach einem Bauschaden unter Wasser stand. In der größten Verzweiflung erlebten seine Frau Ayhse und er eine Welle der Hilfsbereitschaft. „Ich will der Weinheimer Stadtgesellschaft etwas zurückgeben“, sagt er, der als Jugendlicher nach Deutschland kam und selbst erfuhr, wie wichtig Brücken in die Gesellschaft sind.

Nach den Sommerferien werden sich die Vorstandsmitglieder und Akteure des Vereins wieder regelmäßig treffen. Sie freuen sich auf Interessenten und Mitstreiter. Infos und Mitgliedsanträge unter www.begegnungsbruecke-weinheim.de

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 19. August 2022